Zen Werligen, 1270 m.ü.M.      


Geschichte
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Die Aufnahme zeigt das Werlen-Haus in Zen Werligen. Die gemauerten Bauteile stammt aus dem 12. Jh. Die Holzbauten wurden nach einem Brand 1872 neu erstellt.

Gemäss alten Überlieferungen stammt der Name Werligen von Wehren, da sich dort in Kriegszeiten die Verteidiger der Schattenberge sammelten. In Werligen konnte man einen aus dem Tal aufsteigenden Feind früher als im tiefer gelegenen Dorf Unterbäch erkennen. Werligen war auch besser zu verteidigen und man konnte sich von dort auch rechtzeitig vor einer Übermacht nach Bürchen und ins Vispertal zurückziehen.

Heute geht man davon aus, dass Orte mit Namen, die auf -ingen und -igen enden, von einwandernden Germanen gegründet wurden. Es ist möglich, dass im Oberwallis derartige Siedlungen (das sind neben Werligen noch Reckingen, Gluringen, Blitzingen und Selkingen) bereits zwischen 700 und 800 entstanden, d.h. bereits vor der eigentlichen Germanisierung des Oberwallis, die vermutlich erst nach 900 einsetzte.
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Der Name Werli(n)gen bezeichnete ursprünglich eine germanische Personengruppe, die gemeinsam am Ende der Wanderzeit eine Siedlung angelegt hat und nach dem Sippenältesten genannt wurde (Werligen = zur Sippe des Werle gehörend).
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Die Vorfahren der heute lebenden Werlen stammen aus den Oberwalliser Bergdörfern Ulrichen, Geschinen, Münster, Ferden, Kippel, Wiler, Bürchen und Unterbäch. Es ist gut möglich, dass alle Werlen in Werligen ihre gemeinsamen Wurzeln haben. Da aber erste schriftliche Aufzeichnungen über die erwähnten Oberwalliser Bergdörfer und deren Bewohner erst im 13. und 14. Jahrhundert entstanden, gibt es keine Beweise. Anmerkungen:

  1. Auf neuern Landeskarten trägt Werligen die Dialektbezeichnung „Ze Werligu“. Ähnliche Ortsnamen gibt es in der Schweiz auch in der Nähe von Winterthur (Werlingen), im Kanton Baselland bei Rothenfluh (Werlingen, Wärliga) und im Kanton Luzern bei Neuenkirch (Werligen, Werningen, Wernlingen und Wehrlingen).
  2. Werle (oder auch Werl, Werli, Werlo, Werenlin etc.) war der Vorname des Sippenführers. Familien-Namen im heutigen Sinne entstanden erst im 13. - 15. Jh. Bereits vorher wurden aber Personen oft nach ihrer Herkunft oder Sippenzugehörigkeit bezeichnet. Werlen ist aus Werlensis abgeleitet und bedeutet " aus Werle/Werl/Werlingen" stammend oder "dem/den Werle/Werl/Werlern/Werlingern" zugehörig.
  3. Im Oberwalliser-Dialekt spricht man auch nicht von den Werlen oder vom Werlen, sondern von den "Werlini" oder vom "Werli". Die Bezeichung "Werli" finden wir auch in den meisten vor 1600 entstanden Dokumenten. Die Schreibweise Werlen kam vor 1600 auch vor, war aber selten.
  4. Auf unseren den Lötschentaler - und Gommer-Werlen gewidmeten Seiten und auf unserer Spezialseite Geschichte, haben wir die Möglichkeit einer gemeinsamen Herkunft aus Werligen noch nicht erwähnt. Respektive auf diesen früher entstandenen Seiten lesen Sie die bisherigen Annahmen, die wir hier nochmals zusammenfassen.
    • Alle Werlen stammen aus Ulrichen oder Geschinen im Obergoms. Das war die früher verbreitete Ansicht, die so auch im „Walliser Wappenbuch“ und anderen Veröffentlichungen als Faktum wiedergegeben wurde. Kommentar des Schreibenden: Da um 1350 im Obergoms und im Lötschental Werlen bereits Güter besassen, müsste eine Abzweigung vorher erfolgt sein. Das ist nicht auszuschliessen, aber auf Grund der damaligen Herrschaftsverhältnisse eher unwahrscheinlich.
    • Die Werlen sind aus dem Südtirol zurückgekehrte Walser. Ihr Stammhaus lag an einer Wehre im Ortsteil Zum Loch bei Ulrichen (Wehre = Werlen). Kommentar des Schreibenden: Die Namensinterpretation trifft kaum zu. Die Herkunft mag für einzelne Personen stimmen. Die Walser unterhielten zu ihrer alten Heimat enge Beziehungen. Man kann sich gut vorstellen, dass ein Walser eine Walliserin heiratet und dann ins Wallis zurückkehrt. Es ist aber nicht belegt, dass es im Südtirol Walser gab. Vermutlich entstand die Legende, als im 1. Weltkrieg Verle im Südtirol als Schlachtort bekannt wurde.
    • Die Werlen sind aus Prismel zurückgekehrte Walser. Prismel liegt in Italien, am Südfuss des Liskamm. Kommentar des Schreibenden: Mag für einzelne Personen stimmen.
    • Die im Mittelalter westlich von Brig nachgewiesen Werlen kamen über die Lötschenlücke ins Lötschental und breiteteten sich von dort nach Raron, Bürchen, Unterbäch. Leuk, Leukerbad und Visp aus. Die Gommer Werlen gehörten zu einer anderen Volksgruppe, die über die Grimsel einwanderte und sich in sprachlichen und anderen Eigenheiten von den westlich von Brig eingewanderten Germanen unterschied. Kommentar des Schreibenden: Viele Argumente sprechen für diese Annahme. Sie hat allerdings den Nachteil, das sie nicht so romantisch ist, wie die Annahme der gemeinsamen Herkunft aus Werligen.

Kein Grund für einen gemeinsamen Ursprung ist der gemeinsame Name. Dazu siehe auch: Herkunft des Namens.

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Quellen der Ortsnamen-Deutungen:

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